Es wird eng für die Genehmigung der geplanten Müllverbrennungsanlage – nichts anderes ist eine Klärschlammverbrennung in Köln-Merkenich
Die Bürgerinnen und Bürger aus dem Kölner Norden haben sich gut aufgestellt: Eine beträchtliche Anzahl an Einwendungen wurde bei der Bezirksregierung eingereicht. Schon früh war in der Bevölkerung klar: Der Klärschlamm darf nicht im Wohngebiet und direkt neben dem Fußballplatz unserer Kinder und Jugendlichen verbrannt werden.
„Studien belegen: Bei der Verbrennung von Klärschlamm werden unterschiedlichste Schadstoffe freigesetzt – diese würden unsere Kinder beim Sport direkt einatmen“, erklärt Helga Wagner vom Umweltverein UFKN.
Besonders fraglich sei, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass eine Klärschlammverbrennung ausgerechnet direkt neben einem Naturschutzgebiet, einem Reitplatz und der Ortschaft Merkenich geplant wird. „Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand erkennt, dass so eine Anlage in ein Industriegebiet oder in den Hafenbereich gehört. Doch im Vorfeld wurde eine Umweltprüfung einfach ausgelassen – das verstößt gegen EU-Recht“, so Sönke Walther vom UFKN. „Wir haben dies bei der EU angezeigt – ein Prüfverfahren läuft bereits.“
Mitte Mai wurde außerdem bekannt: Bonn will seine Klärschlämme jetzt per LKW statt per Schiff anliefern – doch logistisch ist der Standort damit vollkommen überfordert. Es fehlen Wartezonen, es gibt nicht einmal eine Zufahrt zum Kraftwerksgelände. Der Ivenshofweg ist per Ratsbeschluss gesperrt, die Straße „Am Ölhafen“ baulich nicht ertüchtigt – für über 38 LKW täglich fehlt jede Infrastruktur.
„Wenn jetzt eine teure Zuwegung geschaffen werden müsste, wird das Projekt noch teurer – und die tägliche LKW-Belastung für unseren Stadtteil wird enorm“, so Walther. „Das beginnt auch in der Politik zu wirken.“
Hinzu kommt: Es gibt keine Druckleitung von Stammheim nach Merkenich. Eine solche Leitung wäre nicht nur teuer, sondern auch technisch nicht betriebssicher – und wirtschaftlich nicht tragbar. Ähnlich wie das zuvor angekündigte „klimaneutrale Schiff“, das nie realisiert wurde – alles eher Wunschdenken als belastbare Planung.
Und Bonn? Dort herrscht Funkstille. Ein Bürgerantrag zum Austritt aus dem Entsorgungsverbund KLAR wurde gestellt, aber durch eine Stellungnahme der Verwaltung einfach für erledigt erklärt.
„Auf uns wirkt das, als stünde Bonn nicht mehr hinter dem Projekt – zu teuer, zu risikobehaftet, rechtlich kaum haltbar“, so Wagner.
„Im schlimmsten Fall wird geklagt – und bei der Verletzung von EU-Recht sowie den vielen Mängeln im Genehmigungsverfahren ist das keineswegs aussichtslos“, so Wagner weiter. „Dann zieht sich alles über Jahre – und die Kosten explodieren. Ein Super-GAU für die Entsorgung der Region.“
Doch es gibt auch Hoffnung: „Wir nehmen Signale der Vernunft wahr – vielleicht setzt die Bezirksregierung das Verfahren tatsächlich aus, bis all diese Punkte geklärt sind“, sagt Walther. Vor Februar 2026 sei damit allerdings nicht zu rechnen. „Allein die EU wird lange prüfen – es steht ein Vertragsverletzungsverfahren im Raum.“
Baurechtlich sei das Vorhaben ohnehin kaum durchsetzbar: zu geringe Abstände, teils nur 50 Meter zur sensiblen Bebauung. „Man hantiert hier mit Ammoniak, Methan und anderen gefährlichen Betriebsstoffen – und das neben einem Kindersportplatz?“, fragt Wagner. „Auch das PFAS-Thema wird unterschätzt.“
„Eine Klärschlammverbrennungsanlage fügt sich nicht in ein Wohngebiet – nicht neben Reitplatz, nicht neben Sportplatz. Das muss man endlich anerkennen“, so Wagner. „Die Standortsuche muss zeitnah und offen weitergehen. Hier ist besonders die Kölner Politik gefragt – wenn sie wirklich die LKW-Massen verhindern will.“
Der UFKN setzt sich bereits seit Jahren auch mit Partnern wie Greenpeace und BUND für Alternativen zur Verbrennung ein. „Angesichts der neuen Luftgrenzwerte ab 2030 ist das auch dringend nötig“, so Wagner abschließend. „Wie es weitergeht – wir geben diesem Projekt kaum mehr eine Chance. Zu viele Einwendungen, hohe Auflagen, unsichere Rechtslage. Das wird ein Wahlkampfthema – und teuer. Das Halten an einem ungeeigneten Standort ist ein Risiko, das am Ende die Abwasserzahler bezahlen.“